Ottos Fährtentagebuch

Ottos Fährtentagebuch

Samstag, 23. Juli 2011

Alle Register

Kempten, Regen, 14 Grad. Ottos Frisur hält. Das Wetter ist schon mal wie vorhergesagt. Auf dem Weg hat es zwischen Ulm und Memmingen angefangen zu schütten und so gut wie ununterbrochen den Rest des Freitags und den ganzen Samstag Vormittag angehalten.
Mit unseren letzten Übungsfährten im Regen haben wir offensichtlich die richtigen Register gezogen. Aber das ist nicht alles. Sogar das Tief heißt Otto.
Wir haben die Fährte 15 (GU) für den Samstag Nachmittag gezogen. Das heißt der Hund ist schon mal gefüttert, muss aber grosse Teile des Tages in der Box verbringen. Ottos Begeisterung hält sich da meist sehr in Grenzen. Mir sind die Prüfung in Herzogenaurach und natürlich der letztjährige Alpencup in keiner so guten Erinnerung.
Um ¼ nach eins sind wir dran. Otto ist gut drauf, läßt sich schön motivieren. Beim Einstimmritual fordert er nachdringlich und bekommt ein paar Leckerli aus der Hand. Es regnet mäßig. Am Abgang nimmt Otto die Witterung auf und macht sich auf den Weg. Wir sind aber noch nicht weit, da tauchen Schwierigkeiten auf. Ein nasser Fleck in der Wiese, der auch einen ganz anderen Bewuchs aufweist. Otto sichert ein bißchen ab und geht dann gerade weiter.
Der erste Klops in meinem Hals ist noch nicht ganz drunten, da bleibt er stehen wo noch lange kein Gegenstand liegt. Er steht lang. Vor meinem inneren Auge laufen schon Filme des Ausscheidens mit einer einstelligen Punktzahl ab. Und dann geht er auf dem ersten Schenkel weiter, verweist den Gegenstand perfekt und führt mich den Hang am Breitenösch hinauf. Tarzans vorherigen Unkenrufen zum Trotz hat Otto da keinerlei konditionelle Probleme. Der Regen wird stärker, so dass ich die Kapuze brauche. Über dem Kamm des Hügelchens, am ersten Winkel bleibt Otto wieder lange stehen, als ob es das jetzt wäre. Schließlich biegt er links ab.
Der zweite Schenkel ist ohne Probleme absolviert. Am Ende geht es wieder nach links.
Der dritte Schenkel geht am Weidezaun über den Kamm zurück. Otto verweist den Gegenstand und biegt am Ende des Schenkels links ab.
Nach dem vierten Schenkel führt der Winkel nach rechts.
Der fünfte Schenkel ist im Zentrum der Wiese. Otto findet den Gegenstand. Jetzt, wo es läuft, wird mein Lob immer überschwänglicher. Der Winkel geht nach rechts.
Schenkel 6 verläuft zurück zum Weidezaun und endet am Winkel nach links.
Die Stimmung steigt auf dem letzten Schenkel zusehends. Es geht am Zaun entlang auf die Strasse zu. Viele Meter können es nicht mehr sein, da bleibt Otto in einer Pfütze mit 1,5-2 m Durchmesser stehen. Wahrscheinlich riecht er den Gegenstand schon. Mit ein bißchen Absichern durchquert er den nassen Fleck und erreicht 4-5 m später den letzten Gegenstand am Fährtenende.
"Fährtenarbeit beendet. Fünf Gegenstände verwiesen."
Schon auf dem Weg zur Besprechung treibt es mir ein Strahlen ins Gesicht. Der Leistungsrichter bemängelt insgesamt die fehlende Spritzigkeit, das Absichern, Stehenbleiben und einen Winkel. Die hochgezogenen Mundwinkel haben wohl auf den Gehörgang gedrückt. Es müsste der erste gewesen sein. 90 Punkte, sehr gut.
Am Freitag hat Werner mit seinem RW schon 99 Punkte gemacht. 88 kannte ich von Sarah. Die vorletzte Fährte absolviert Andreas mit 75 Punkten. In der Wertung der Rottweiler würde es also fürs Stockerl reichen. Nachdem das letzte Ergebnis vom Fr aufgeschnappt ist, steht fest, dass Otto Platz 2 der 29. Bayerischen offenen Fährtenhundmeisterschaft der Rottweiler 2011 erreicht hat.
In der Gesamtwertung belegen wir Platz 21 von 40.
Martin, der langährige aber nun ehemalige Vorstand der Rottweiler-Sportgruppe führt die Siegerehrung durch. Er hat für jeden ein persönliches Wort. Auch an unser Abschneiden vor einem Jahr erinnert er sich noch. Um so stolzer bin ich auf Otto.
Die Worte des Leistungsrichters, dass die immer weiter zurückgehende Zahl der Rottweiler schade wäre, nehme ich gerne als Aufgabe für das nächste Jahr mit.
Alles in allem wieder eine schöne Veranstaltung. Schlechtes Wetter, gute Fährten, nette Leute. Sportlich haben wir noch Luft nach oben.

Keine Kommentare: