Ottos Fährtentagebuch

Ottos Fährtentagebuch

Samstag, 8. Oktober 2011

Topographie

Morgens haben wir beim Spaziergang bei 5,5 °C Schutz vor einem starken Graupelschauer gesucht. Die Temperatur ist schon mal Ottos Fall. Der Wind streicht mit gleichbleibender Geschwindigkeit aber keineswegs mäßig über die Wiesen und Äcker. Beim Legen gegen 13:30 Uhr bin ich froh, den Kragen der Hundeführerweste bis oben hin zuziehen zu können. Auf den letzten beiden Schenkeln und dem Rückweg zum Auto nehme ich auch noch einen Regenschauer mit.
Kurz vor 7 Uhr am Abend nehmen wir die Suche (N nach S) auf. Das wird wieder ein Wettlauf mit der hereinbrechenden Nacht. Otto muss erst noch seine abgeweideten Halme runterschlucken und nimmt die Fährte deshalb flüchtig auf. Dennoch paßt die Richtung und er bewegt sich sicher in die richtige Richtung. Das Gras hat eine Höhe die es ihm auch recht leicht macht. Auf Höhe des Feldrains irritieren die beiden Jungs, die auf der Straße dahinter entlang gehen, nur kurz. Den ersten Gegenstand aus Teppich überläuft Otto. Selbst habe ich ihn in der Dämmerung auch nicht mehr gesehen und finde ihn erst beim Sonntagsspaziergang am nächsten Morgen. Der erste Winkel geht spitz nach links. Otto geht bis zu 1,5 m über den Winkel hinaus und sucht die Fortsetzung. Als er rechts herum einmal alles abgesucht hat und wieder nach vorne will erhält er ein Kommando "Nein, Such!" Dann hat er den zweiten Schenkel gefunden.
Fernorientierungspunkt ist nun der Mast der Ortsleitung. Ohne Schwierigkeiten schnaubt Otto den Hang hinauf und biegt nach links in den Bogen ab. Auf Höhe des Bogenscheitels habe ich beim Legen eine Unterbrechung erfahren und den geplanten Verlauf ein paar Schritte verlassen. In diese Verleitung will Otto hinein, doch kann ich ihn korrigieren. Einige Bogengrade weiter verweist Otto den Ledergegenstand. Am Ende des Bogens kommt ein rechter Winkel nach links. Kein Problem.
Der dritte Schenkel läßt die Büsche beim Mast rechts liegen. Dann kommt der Wegübergang. Otto startet und kommt etwas rechts vom Fährtenverlauf auf der Wiese gegenüber an. Da ist das Gras optimal. Nach 2 m hat sich Otto wieder exakt eingesucht. Den Teppichgegenstand verweist er korrekt. Nicht weit danach kommt ein Winkel nach rechts. Otto biegt ohne jede Abweichung in den vierten Schenkel ab.
Von nun an geht´s bergab. Geographisch. Der Mond beleuchtet zwischenzeitlich den vom Hügel hinabführenden Verlauf. In einem leichten Bogen bleibt die Fährte in stets gleichem Anstand zum Weg. Otto verweist das Hölzchen. Vor den Büschen ist der Boden vom Traktor verfestigt und bei der Dunkelheit ist nichts mehr zu sehen. Otto hat das im Griff und folgt dem Winkel nach rechts.
Der fünfte Schenkel beginnt fast unmittelbar mit einer Wegüberquerung. Otto läßt den Graben neben dem Weg rechts liegen und begibt sich in die langhalmige Wiese. Die Wiese dort ist nicht richtig terrassiert, aber es gibt einen Absatz zum frisch abgemähten Stück darüber. Auf den halten wir in einem kleinen Bogen zu. Das paßt dann für einen spitzen Winkel nach links, Richtung Süden.
Was die Höhe über N.N. angeht ist die Talfahrt nun beendet. Das merkt man gleich an den Traktorspuren voller Wasser. Die Fährte verläuft auf dem Buckel zwischen den Radspuren. Wenn wir mal eine Fährtenpatin brauchen werden wir uns vertrauensvoll an Charlotte Roche wenden. Es gibt noch mal einen Geländeübergang in ein kurz gemähtes Wiesenstück mit viel Erde zwischen den Halmen. Unterstützung kann ich Otto keine mehr leisten. Mein Orientierungspunkt ist der Mittelpunkt des Ackerstreifens jenseits des Weges vor uns. Es fühlt sich nicht überzeugend an, wie Otto die Suche betreibt. Aber es ist überzeugend. Otto reißt es auf einmal nur 20 cm zur Seite und er bleibt stehen. Tatsächlich finde ich den Ledergegenstand. Mit genau der Farbe des Untergrunds hätte ich den niemals gesehen. Vor dem Weg geht es über den Graben. Die Wegüberquerung stellt Otto vor keine große Herausforderung. Das Stück des Schenkels im fein geeggten Ackerstreifen endet nach vielleicht 20 m am letzten Winkel nach rechts. Der Streifen geht über in einen vom Pflügen gröber gekörnten Acker. Otto hält die Fährte gut. Wir kommen zum letzten Gegenstand aus Teppich. Ein paar Meter später ist der Jackpot mit Wiener Würstchen am Ackerrand versteckt. Otto und ich finden ihn in der Dunkelheit nicht. Beim Sonntagsspaziergang läßt Otto arbeiten. Nur bei den Wienerle ist er zur Stelle.

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